Was jedes Paar über Prostatakrebs wissen sollte

Artikel von Saheed Rashid, Geschäftsführer, BXTAccelyon 

Prostatakrebs ist die häufigste Krebserkrankung bei Männern im Vereinigten Königreich und wohl auch diejenige, die den Intimbereich des Mannes am stärksten betrifft. Das kann dazu führen, dass es vielen Männern peinlich ist, ihre Symptome oder Behandlungsmöglichkeiten mit einem Spezialisten zu besprechen. In der Tat kann es allzu leicht sein, mögliche Symptome von Prostatakrebs lediglich als „einen Teil des Älterwerdens“ abzutun. Doch angesichts der steigenden Zahl von Diagnosen und der verfügbaren Behandlungsmöglichkeiten, die auch für den aktivsten Lebensstil geeignet sind, ist es wichtiger denn je, dass Männer das Vertrauen haben, über ihre gesundheitlichen Bedenken zu sprechen.

Die folgenden Aspekte sollte jedes Paar über Prostatakrebs wissen:

Anzeichen und Symptome

Prostatakrebs tritt vor allem bei älteren Männern auf. Das Durchschnittsalter für einen Mann, bei dem Prostatakrebs diagnostiziert wird, liegt bei etwa 66 Jahren. Die Symptome für Prostatakrebs sind vielfältig und unterscheiden sich von Mann zu Mann. Manche Männer haben überhaupt keine Symptome, vor allem im Frühstadium. Typische Symptome von Prostatakrebs sind jedoch:

Gerade in der aktuellen Situation, in der die Regierungen sich darüber sorgen, dass Krebsdiagnosen übersehen werden, sollte jeder Mann, der diesbezügliche gesundheitliche Bedenken hat, unbedingt seinen Hausarzt aufsuchen.

Der Test auf prostataspezifisches Antigen (PSA) ist ein häufig verwendeter Test zum Screening auf Prostatakrebs. Er ist für jeden gesunden Menschen ab 50 Jahren kostenlos erhältlich, der ihn anfordert. Der PSA-Test ist ein schneller und einfacher Bluttest, der das Niveau des Antigens im Blut misst.

In der Regel gilt: Je höher der PSA-Wert im Blut, umso wahrscheinlicher ist es, dass ein Prostataproblem besteht. Jedoch auch andere Faktoren, wie Alter und ethnische Herkunft, können Einfluss auf den PSA-Wert haben. Manche Prostatadrüsen erzeugen auch einfach mehr PSA als andere. Obwohl der PSA-Test nicht perfekt ist, werden die meisten Fälle von frühem Prostatakrebs nach einer PSA-Blutuntersuchung ermittelt. Es kann daher auch hilfreich sein, einen PSA-Basiswert festzulegen, um Veränderungen im Laufe der Zeit zu überwachen.

Diagnose und Behandlung

Ergibt der PSA-Test abnormale Befunde, können Ärzte weitere Tests durchführen, um Prostatakrebs zu finden oder zu diagnostizieren. Diese können beispielsweise in Form einer transrektalen Ultraschallkontrolle, einer MRT-Untersuchung und/oder einer Biopsie erfolgen. Auch hier ist es wichtig, dass Sie verstehen, dass Ihnen verschiedene Optionen zur Verfügung stehen.

Jüngste Fortschritte in der Biopsietechnik führen dazu, dass die traditionelle Methode – eine transrektale (TRUS) Biopsie – schrittweise durch die transperineale Biopsie unter Lokalanästhesie im ambulanten Rahmen (LA TP) ersetzt wird. Transperineale Biopsien bergen ein geringeres Infektionsrisiko und haben eine höhere Nachweisrate in der Krebserkennung als TRUS-Biopsien.

Wenn es darum geht, die Behandlungsoptionen zu sondieren, hat die erste Person, mit der Männer im Rahmen des Beratungsprozesses sprechen – sei es ein Onkologe, ein Urologe oder eine Pflegefachkraft – natürlich einen sehr starken Einfluss auf die letztendliche Entscheidung bezüglich der gewählten Behandlung. Selbst Patienten, die sich für eine zweite Meinung entscheiden, werden in den meisten Fällen dem Rat des ersten Arztes folgen. Deshalb ist es wichtig, dass im ersten Gespräch offen und ehrlich alle möglichen Optionen besprochen werden – nicht nur die operative Entfernung der Prostata (radikale Prostatektomie). Heutzutage umfassen die klinischen Richtlinien zwar die Brachytherapie mit niedriger Dosisrate (LDR-B), radikale Prostatektomie, Hormonbehandlung, Strahlentherapie oder die aktive Überwachung, aber die angebotenen Behandlungen können regional sehr unterschiedlich sein.

Eine aktuelle Studie* ergab, dass die radikale Prostatektomie im Vergleich zur aktiven Überwachung und Strahlentherapie mit Hormonen die größte Beeinträchtigung der sexuellen Funktion und der Harnkontinenz mit sich bringt. Darüber hinaus müssen viele Patienten im Anschluss an eine radikale Prostatektomie später weiter behandelt werden. Da nur wenigen Patienten alternative Behandlungen angeboten werden, ist es wichtig, dass Männer danach fragen.

Mythen zerstreuen

Die Brachytherapie mit niedriger Dosisleistung (LDR-B) ist ein solches Beispiel, das seit mehr als zwei Jahrzehnten eine hochwirksame Behandlung von Prostatakrebs darstellt. Laut Daten der Prostate Cancer Results Study Group liefert die LDR-Brachytherapie nicht nur signifikant verbesserte Ergebnisse in Bezug auf sexuelle Funktion und Inkontinenz, sondern erreicht auch, dass 95 % der Patienten nach über 10 Jahren krankheitsfrei sind. Warum wird also nicht mehr Patienten diese Option angeboten?

Eines der Probleme ist zweifellos ein zu engstirniges Denken. Die radikale Prostatektomie ist seit vielen Jahren die Standardbehandlung bei Prostatakrebs – doch die Umstellung von der offenen Chirurgie auf die Robotik hatte nur minimale Auswirkungen auf das Gesamtergebnis der Patienten. Im Gegensatz dazu hat sich die Brachytherapie in den letzten zwei Jahrzehnten erheblich weiterentwickelt und bietet nun die Möglichkeit, eine sehr effektive, gezielte Strahlentherapie zu verabreichen, was zu Verbesserungen der bereits hervorragenden Krankheitskontrolle sowie zum Erhalt der Potenz und Kontinenz führt. Entscheidend dabei ist, dass sie in ihrer Anwendbarkeit nicht eingeschränkt ist: Praktisch jeder Patient mit lokalisiertem Prostatakrebs kann ein Brachytherapie-Implantat erhalten, wenn dies die gewünschte Behandlungsform ist.

4D Brachytherapy

Die LDR-Brachytherapie ist eine Form der internen Strahlentherapie, bei der winzige radioaktive Kapseln, sogenannte Seeds, in die Prostata selbst eingebracht werden. Sie zielt nur auf den Ort des Tumors, so dass die Strahlung die Krebszellen abtötet, ohne größere Schäden an den umliegenden gesunden Zellen zu verursachen. Die reiskorngroßen Seeds, welche die Strahlung aussenden, werden durch feine Nadeln geführt und direkt in die Prostata eingebracht. Dabei handelt es sich nicht um einen größeren chirurgischen Eingriff und in der Regel verbringen die Patienten nur einen Tag im Krankenhaus. Im Allgemeinen hat die LDR-Brachytherapie eine geringe Komplikationsrate, und die meisten Männer können innerhalb weniger Tage ihre normalen Alltagsaktivitäten wieder aufnehmen.

Die 4D-Brachytherapie, eine noch schnellere, einstufige Echtzeit-Implantationstechnik, berechnet anhand eines einfachen, klinikbasierten Ultraschall-Scans die Anzahl der für das Verfahren erforderlichen Seedketten und losen Seeds. Das Verfahren bietet eine gezieltere Behandlung und durch den einstufigen Prozess eine bessere Patientenerfahrung. Dadurch, dass einer der Schritte des im Operationssaal (unter Vollnarkose) durchgeführten traditionellen Verfahrens durch ein einfaches ambulantes Verfahren ersetzt wird, wird der Behandlungsprozess für den Patienten erheblich optimiert.

Fazit

Die Entscheidung des Patienten ist der Schlüssel – und das erfordert eine genaue, informierte Diskussion über die Vor- und Nachteile jeder Behandlungsform, vom Ergebnis bis hin zum Behandlungsprozess selbst. Alle vom National Institute for Health and Care Excellence (NICE) zugelassenen Behandlungen spielen eindeutig eine Rolle bei der erfolgreichen Behandlung von Prostatakrebs. Damit Männern aber möglichst viele Optionen zur Verfügung stehen, ist eine frühzeitige Diagnose entscheidend. Der erste Schritt ist es, über Ihre Möglichkeiten informiert zu sein und Maßnahmen gegen mögliche Symptome zu ergreifen.

Saheed Rashid, Geschäftsführer von BXTAccelyon 

*http://www.nejm.org/doi/full/10.1056/NEJMoa1606221